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was ist kunst? Kunst? © 5/2oo7
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Was ist Kunst?
oder
Warum wahrscheinlich ca. 95% des World Wide Web Kunst sind... (und damit wahrscheinlich das größte Kunstwerk aller Zeiten)

Nimmt man die vielleicht kompakteste Definition für Kunst ergibt sich eine interessante Sicht auf das WWW des Internet.
 
Kunst ist alles das absichtlich erstellt wurde, ohne einen unmittelbaren Zweck zu erfüllen. 

Mit unmittelbaren Zweck im Sinne dieser Definition meine ich eine, den Betroffenen (also denjenigen, der für sich entscheidet ob es sich für ihn um Kunst handelt oder nicht, z.B. Betrachter, Ersteller, Besitzer, User,...) erkennbare sofortige "praktische" Nutzbarkeit.
So kann es vorkommen, dass wir ein Objekt das absichtlich von Ureinwohnern erstellt wurde, als Kunstwerk auf einen Sockel in ein Museum stellen (so dass es durch niemand mehr unmittelbar genutzt werden kann) jedoch für diese den "unmittelbaren Zweck" erfüllte böse Geister abzuhalten, also das was heute z.B. ein Türschloss ist. Dabei ist es unerheblich wie gut es heute noch diesen unmittelbaren Zweck - hier für das Museum - erfüllt, wenn der Besucher ihn "ignoriert". So ist ein Alessi Flaschenöffner erstmal keine Kunst sondern Design, außer sein Nutzen wird nicht erkannt oder bewusst ignoriert und dieser stattdessen an die Wand genagelt (wiederum so, das er eben nicht mehr unmittelbar genutzt werden kann). In diesem Sinne kann Kunst also auch absichtlich erstellt werden, wenn etwas seinem unmittelbaren Zweck beraubt wurde.

Überträgt man dies nun unvoreingenommen auf das WWW bzw. die überwiegende Zahl der Homepages und Werbeportale, komme ich nach fast 10-jähriger Internetnutzung zu dem Schluss, das eben diese überwiegende Zahl der Homepages zwar größtenteils(?) absichtlich erstellt wurde, mir jedoch kein vernünftiger Mensch bekannt ist, für den diese einen "unmittelbaren" Zweck erfüllen würden. (Wie "absichtlich" bzw. "bewusst" oder gar "im vollen Besitz der geistigen Kräfte"  diese Homepages erstellt wurden, soll hier nicht weiter diskutiert werden. Die vielen vorreservierten "hier wird bald eine Homepage entstehen"-Seiten sind in diesem Sinne - für mich - jedenfalls definitiv keine Kunst, auch wenn sie automatisch ein Bild von Picasso zeigen würden.)
Dies verdeutlicht auch noch einmal den "unmittelbaren Zweck" im Rahmen dieser Definition. Eine Seite zu blockieren um sie zu reservieren ist per se ein unmittelbarer Zweck, wie hübsch ich diesen auch gestalte.
Ein sich "unterhalten" oder "amüsieren" wollen ist in diesem Sinne jedoch ebenso wenig ein "unmittelbarer Zweck" wie der Wunsch "Anregungen" oder "neue Sichtweisen" zu bekommen.
Nachdem die Kunst, wie ausgeführt, zudem im Auge des Betrachter liegt, spricht auch der beliebte evtl. unmittelbare Vernissage-Besucher-"Zweck" "gesehen zu werden und IN-sein" den Werken nicht den Kunststatus ab, sondern eher den Besuchern die Fähigkeit Kunst als solche wahrzunehmen.

Aus dieser Sichtweise heraus lassen sich im World Wide Web mit einem Mausklick äußert einfach unzählige Kunstwerke "finden" wenn nicht sogar schwer vermeiden.
Über die Qualität dieser "Kunstwerke" ist damit natürlich nichts ausgesagt, was auch gar nicht wichtig ist, denn "über Geschmack soll man nicht streiten".

Zu "guter" Kunst, quasi als Untermenge der Kunst, kommen dann für mich auch noch viele weitere Aspekte wie z.B. eine klare Botschaft, bzw. eben nicht "unmittelbare" Zwecke sondern z.B. mittelbare wie die Nadel im Fleisch der Gesellschaft zu sein, zum Nachdenken anzuregen, zu informieren, Gefühle zu bewegen, zu amüsieren, ein positives Lebensgefühl zu vermitteln, ästhetische Bildung, aufzurütteln uvm.

Aber natürlich gilt auch hier:
Die Kunst liegt (nur?) im Betrachter und "Reception is never Reality".

.:stevE:.art 1998 / 2oo1